Radschnellweg RS2

Ein aktuell wichtiger Punkt in der Verkehrsplanung der Stadt Bocholt ist die knapp beschlossene Entscheidung für den Bau des Radschnellweg RS2 zwischen Bocholt und Rhede. Dieses Projekt bedeutet in seiner Umsetzung als Radschnellweg per Definition die Anlage von Rad- und Fußweg auf einer Breite von 7m. Diese Flächenversiegelung auf einer Länge von 6,9 km ist in Zeiten des Klimawandels nicht akzeptabel. Die Flora und Fauna, bestehend aus hunderten Bäumen und Sträuchern sowie unzähligen heimische Tieren, verlieren ihren Lebensraum. Wir Menschen verlieren einen wertvollen CO2-Speicher und die kühlende Wirkung dieser Naturfläche. Hier gilt es auch in Hinsicht auf die Verkehrswende, die vielen vorhandenen Rad- und weiteren Verkehrswege zu erneuern und auszubauen.

Wir als Bürgerinitiative BBI „Fairkehr“ haben uns frühzeitig nach dem Ratsbeschluss bereits Anfang September Rechtsberatung bei einer renommierten Anwaltskanzlei in Münster eingeholt, die uns mitgeteilt hat, dass eine Bürgerbeteiligung mit rechtlichen Konsequenzen nicht möglich ist. Unabhängig davon gab es eine Anfrage aus der Bocholter Bevölkerung an Bürgermeister Thomas Kerkhoff zur Durchführung eines Bürgerbegehrens. Laut Bocholter Borkener Volksblatt vom 12. Oktober 2021 wurde diese Anfrage vom Bürgermeister abgelehnt, da die rechtliche Grundlage fehlt.

Die von den drei Bocholter Bürgern Andreas Pferdekemper, Dirk Fahrland und Marc Waterkamp angestoßene Unterschriftensammlung, um dem geplanten Radschnellweg RS2 zwischen Bocholt und Rhede ein „Nein“ entgegenzusetzen, ist in unseren Augen eine sinnvolle Aktion, die wir als Bürgerinitiative BBI Fairkehr voll unterstützen. Sie veranlasst uns, auf eine eigene, bereits geplante Unterschriftensammlung zu verzichten und ermöglicht der Bocholter Bevölkerung unabhängig von Parteizugehörigkeit und bei der letzten Kommunalwahl abgegebenen Stimme, ihre Meinung zu äußern und ein deutliches Zeichen zu setzen. Über unseren Newsletter werden wir unsere Unterstützerinnen und Unterstützer bitten, diese Aktion mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Die Unterschriftenliste kann hier heruntergeladen werden und ausgefüllt an die dort angegebene Adresse geschickt werden. Wir bitten auch alle, die schon auf den Unterschriftenlisten der Sozialen Liste unterschrieben haben, diese weitere Aktion mit einer erneuten Unterschrift zu unterstützen. Zusätzlich haben wir auf unserer Webseite umfassende Informationen zum Radschnellweg RS2 gesammelt und zur Verfügung gestellt, die zur Meinungsbildung dienen und bei der Entscheidung helfen sollen. Diese Unterschriftensammlung ist eine Möglichkeit, den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern, dem Bürgermeister, der Kommunal-, Kreis- und Landesverwaltung zu zeigen, dass viele Menschen den Ratsbeschluss zum Bau des Radschnellwegs für eine falsche Entscheidung halten, da ausreichende Fahrradverbindungen zwischen Bocholt und Rhede bestehen. Die Sammlung ist das vermisste Zeichen für gelebte Demokratie in Bocholt, in dem sie Bocholter Bürgerinnen und Bürgern in diesen Entscheidungsprozess einbezieht und sie ernst nimmt. Die Distanz, die sich zwischen Bürgertum und Politik durch diverse Themen zunehmend vergrößert, kann wieder verringert und eine Entscheidung revidiert werden, ohne das Gesicht zu verlieren.

www.bocholt-stimmt-ab.de
https://bocholt-stimmt-ab.de/

Radschnellweg RS 2
https://www.radschnellwege.nrw/rs2-radschnellweg-westmuensterland/

Regio.Velo-Projekthomepage
https://regiovelo.kreis-borken.de/

NRW: Machbarkeitsstudie Bahn: Bocholt – Borken – Coesfeld
https://www.lok-report.de/news/deutschland/aus-den-laendern/item/15749-nrw-machbarkeitsstudie-bocholt-borken-coesfeld.html


Am 25. März 2021 standen im BBV zwei Pressemitteilungen, eine  von dem Ortsverband der Grünen und eine von der Sozialen Liste.

Grüne wollen Radschnellweg und Bahnstrecke

Bocholt (har) Die Bocholter Grünen stellen sich gegen NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. Er hatte gefordert, dass in der Frage, ob die Bahnstrecke Bocholt-Münster reaktiviert werden oder dort ein Radschnellweg entstehen soll, schnell eine Entscheidung fallen müsse. Die Grünen finden, dass sich „diese umweltfreundlichen Projekte“ nicht ausschließen. „Der klimapolitisch und ökologisch sinnvolle Ausbau von Radwegen muss parallel zum klimapolitisch und ökologisch sinnvollen Ausbau der Bahnstrecke nach Münster erfolgen“, fordern die Grünen. Die Klimaziele Europas könnten nur mit alternativen Verkehrsmitteln erreicht werden. 

Soziale Liste setzt sich für die Bahnstrecke ein 

Bocholt (har) Die Soziale Liste will, dass die Bahnstrecke Bocholt-Münster reaktiviert wird. Dem Bau eines Radschnellweges auf derselben Trasse erteilt die Wählergemeinschaft dagegen eine Absage: „Beides geht nicht.“ Die Soziale Liste will sich dort vorrangig für den „Personenschienenverkehr“ einsetzen. Gleichwohl will sich die Wählerliste aber dafür engagieren, dass „das Radverkehrsnetz stärker gefördert, verbessert und massiv ausgebaut“ werde. Ratsfrau Bärbel Sauer und der umweltpolitische Sprecher Torsten Wollberg fordern, dass der Zug „klimafreundlich mit Wasserstoff“ betrieben wird. 

Auch die BBI diskutiert auf ihren Videokonferenzen über die Frage und ist mehrheitlich der Meinung, dass aus der Perspektive des „Fairkehrs“ für Bocholt es sinnvoll ist, eine Bahnverbindung Bocholt – Borken – Coesfeld (- Münster) herzustellen. Ein Radschnellweg ist nach Meinung der Mehrheit keine sinnvolle Angelegenheit, da würde die schnelle Umsetzung eines Knotenpunktsystems (Isselburg hat damit begonnen) für die Radfahrer und den Tourismus erheblich mehr bringen, zumal wenn Gelder der Städte und des Kreises Borken eingesetzt würden, Mängel an Fahrradwegen zu beseitigen und Radwege für E-Bikes, S-Pedelec und Lastenfahrräder besser nutzbar zu machen.

Wie seht ihr als unserer Unterstützerinnen und Unterstützer das Problem Radschnellweg contra Bahnverbindung? Es interessiert uns sehr!

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Nach dem Verlust des Spitzenplatzes beim Fahrradklimatest gab es interessante Kommentare in der Internetausgabe der BBV: 

Ein 2. Platz ist zwar auch nicht schlecht, doch damit sollte sich Bocholt keineswegs zufriedengeben. Es drängt sich in den letzten Jahren immer stärker der Eindruck auf, dass Bocholt in den letzten Jahren die vorhandene Radwege-Infrastruktur zu sehr vernachlässigt hat. Zu schmale Radwege im Stadtgebiet, viele „Buckelpisten”, die nicht mehr als Radwege bezeichnet werden können, und falsche Prioritäten im Straßenbau sind hier ursächlich zu nennen. Und letztendlich geht es auch nicht nur um das „Fahrrad-Klima”, sondern um das „Stadtklima” insgesamt. Moderne 
Radwege auch zulasten des Pkw-Verkehrs, ein gutes Busangebot (auch als Ringstrecke), die Anbindung der Bahn nicht nur nach Düsseldorf, sondern auch nach Coesfeld, Münster und vielleicht in die Niederlande. Die Umsetzung des Mobilitätskonzepts wäre dazu ein Schritt in die richtige Richtung.

Helga Suhrbier 17.03.2021

Hoffentlich ist das der dringend benötigte Weckruf. Die Fahrrad-Infrastruktur in Bocholt ist in die Jahre gekommen und dem Aufkommen an Radfahrern und den Anforderungen durch E-Bikes nicht mehr gewachsen. Die Rücksicht untereinander könnte ebenfalls besser sein und die Einhaltung der geltenden Regeln durch alle Verkehrsteilnehmer muss besser überwacht werden. Beispiel: Parken auf vielbefahrenen Radwegen ist kein Kavaliersdelikt sondern ein gefährlicher Verstoß (ich habe bislang bei der Stadtverwaltung trotz konkreter Nennung von Gefahrenstellen niemanden erreicht, den das Thema interessiert; für Hinweise diesbezüglich bin ich dankbar). Jetzt ist eine schnelle Umsetzung des Mobilitätskonzepts und ein besserer Umgang miteinander gefragt!

Thorsten Heckrath-Rose  16.03.2021