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Pressemitteilung zur aktuellen Entwicklung Nordring/Bocholter Nordpark

Wir begrüßen die Bemühungen der Stadt Bocholt, neues Bauland zu erschließen und damit Familien die Chance zu geben, ein Eigenheim nach eigenen Wünschen bauen zu können. Diese perspektivischen Bemühungen entsprechen dem Rahmenplan Nord und sind deshalb keineswegs neu, wohl aber die Bedeutung des sogenannten Nordrings, der nun nur noch als Entlastungs- und Erschließungsstraße, nicht mehr als Umgehungsstraße dienen soll. Damit muss das Projekt Nordring neu kategorisiert werden, denn viele Parameter, exemplarisch der Lärmschutz für die Anwohner, unterliegen weitaus geringeren Maßstäben als bisher. In unseren Augen muss ebenfalls eine Neubewertung alternativer Routen erfolgen. Die Unterteilung der nordwestlichen Verbindung in Westring III und IV, Nordring I, Nord-/Ostring bzw. Nordring I, Nordring II und Nordring III verschleiert nicht nur die Priorität der Bauabschnitte, sondern ermöglicht eine kreative Auslegung der kommunalen Wahlversprechen. Anwohnern der Dinxperloer Straße im Umfeld der Baustraße wurde der Nordring als Entlastung versprochen. Per Definition ist das aber der Westring, genauer gesagt Westring III und Westring IV, der Entlastung bringen kann. Diese Pläne sind nach aktuellem Wissensstand aber nicht vorangetrieben worden und ein Baubeginn ist nicht abzusehen. Die Darstellung der Dinxperloer Straße als Fahrradstraße, wie sie auf der jüngsten Informationsveranstaltung der Stadt Bocholt als Fotomontage gezeigt wurde, ist wünschenswert, aber nicht zuletzt aufgrund der Zuständigkeit der Verkehrsplanung, nicht mehr als ein modernes Märchen.

Von einem vollständigen Ringschluss von der Kreuzung Dinxperloer Straße/Westring bis hin zur Westfälischen Hochschule mit der Anschlussstelle Münsterstraße/Ostring ist seit der letzten Kommunalwahl keine Rede mehr, selbst nicht von der Regierungsmehrheit von CDU und FDP im Bocholter Stadtrat. Die Erschließungsstraße sei notwendig, damit das Baugebiet „Eschkante“ entstehen kann, worauf so viele Bocholter Familien warten, laut Aussage der Bocholter Stadtverwaltung und entgegen der aktuellen Entwicklung. Die Bürgerinitiative BBI Fairkehr wünscht durchaus, dass die Familien ihre Bauchance bekommen, aber ist das ein Argument für den Nordring?

Zunächst geht es der Stadt Bocholt um das große Waldstück zwischen Hemdener Weg und Adenauerallee. Der alte Baumbestand soll gefällt werden und an anderer Stelle im Regierungsbezirk Münster wieder aufgeforstet werden. Wenn schon die neu gepflanzten Bäume an der sogenannten „Nordspange“ zum wiederholten Mal eingegangen sind, sind die Aussichten für eine erfolgreiche Aufforstung mehr als gering. Dies sind nicht die einzigen Bäume, die es diesen Sommer leider nicht schaffen werden. Eine Fahrradfahrt parallel zum Ostring zeigt deutlich, dass viele der neu angepflanzten Bäume aus dem Projekt „800 Jahre Bocholt“ es ebenfalls nicht schaffen werden. Die Tatsache, dass diese Verluste unter die Gewährleistung fallen, mag kostenseitig nicht ins Gewicht fallen, muss aber doch die Stadtoberen zum Umdenken bewegen, denn sie macht deutlich, dass der „Nordpark“ den Anforderungen der Hitzesommer durch den Klimawandel standhält.

Die Aussicht auf Förderungsgelder lenkt Entscheidungen enorm. Dieses Mittel der Lenkung hat sich in der privaten wie auch in der öffentlichen Hand bewährt. Es gibt vom Bund und der EU momentan Fördertöpfe, um die sich die Stadt kümmern sollte, weitab vom Straßenbau und ähnlicher Flächenversiegelung. Mit dem Bau des Nordrings wird die Chance, einen großen Teil unserer Stadt nachhaltig zu gestalten, bewusst vertan. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) weist auf die Klimaveränderungen hin, die das Leben der Menschen und die Natur in NRW bedrohen und führt aus, dass da, wo gesundes Grün und Wasser sei, die Umgebung kühler sei. „Parks und Grünanlagen sind auch deshalb lebenswichtig.“ (Süddeutsche Zeitung, 20.7.2022). Zur Erhaltung von Parks stehen den Städten und Gemeinden dem Ministerium zufolge fast eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung. Wir fordern, dass der Nordpark erhalten bleibt – gerne mithilfe der Fördergelder. Diese Bäume sind für uns alle in Bocholt lebenswichtig. Sie müssen erhalten bleiben und dürfen nicht gefällt werden. Wenn der „Nordpark“ verschwindet, werden auch den Bewohnern eines möglichen Neubaugebiets ein naheliegender Wald zur Erholung und ein natürlicher Spielplatz für Kinder genommen.

Die BBI Fairkehr wird sich im Planfeststellungsverfahren engagieren und weiterhin dafür kämpfen, dass der Nordring nicht in der geplanten Variante Wirklichkeit wird.

Ein Kommentar

  • Baron

    Mir stellt sich die Frage der Finanzierung. Sollte es tatsächlich bei einer Erschliessungsstrasse bleiben, ändern sich die Parameter grundsätzlich, es würden Landesfördermittel wegfallen, mit denen bisher fest kalkuliert wurde und die Finanzierungslast läge dann zu 100 Prozent auf der klammen Kasse der Kommune.

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